TOMORROW

FR · 2015 · FSK: 6 · Laufzeit 118 Minuten · Dokumentarfilm · Regie: Cyril Dion, Mélanie Laurent u.a.

Umweltverschmutzung, Klimawandel, Bevölkerungswachstum, Ressourcenknappheit. Die Welt hat viele Probleme und die meisten sind uns allen bekannt. Weniger bekannt sind manche der Lösungsansätze, die vor Ort weit reichende Veränderungen anstoßen und ermöglichen. Die französische Schauspielerin Mélanie Laurent und der NGO-Aktivist Cyril Dion begeben sich in „Tomorrow - Die Welt ist voller Lösungen“ auf die Spur solcher Initiativen. Ihr mit dem César als „Beste Dokumentation“ ausgezeichneter Film fordert nachdrücklich zum persönlichen Engagement auf – ehrlich, optimistisch, überzeugend. Eine engagierte, einfühlsame Doku!

Quelle: www.programmkino.de

Eigentlich ist jedem heute klar, dass wir als Menschheit an unserer Lebensweise dringend etwas verändern müssen, wollen wir die Erde, unsere Natur und Ressourcen bewahren und schützen. Sowohl die Denkweise eines grenzenlosen Wachstums als auch die Idee einer ungeordneten Globalisierung führen absehbar in eine Sackgasse. Auch die französische Schauspielerin Mélanie Laurent („Inglourious Basterds“) und ihr Landsmann Cyril Dion, ein engagierter NGO-Aktivist, verspürten ein wachsendes Unbehagen. Aufgerüttelt von einer wissenschaftlichen Studie in der Zeitschrift „Nature“, welche den Zusammenbruch unserer Zivilisation in den nächsten 40 Jahren prognostizierte, suchten sie rund um den Globus nach Antworten und Lösungen, wie jeder einzelne von uns im Kleinen etwas zum Gelingen des Ganzen beitragen kann. Kurzum: In „Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen“ geht es um die Rettung unseres Planeten und um nichts weniger.

 
Diese Prämisse klingt zunächst viel zu komplex, um sie in einen knapp zweistündigen Film zu verpacken. Tatsächlich nähern sich Laurent und Dion bei ihrer Erkundungstour durch 10 Länder der Formel zur Weltrettung wie den einzelnen Teilen eines Puzzles. So wie diese erst zusammengesetzt ein Bild ergeben, so zeigt ihre engagierte und einfühlsame Dokumentation sehr anschaulich, wie alles mit allem zusammenhängt. Beginnend bei der Landwirtschaft und der Art, wie heute Lebensmittel hergestellt werden, über die Energiewende, dem Ansatz eines stärker regional ausgerichteten Wirtschaftskreislaufs bis hin zu einem anderen Demokratie- und Bildungsverständnis beleuchtet „Tomorrow“ die ganz großen Themen im Kleinen und anhand sehr konkreter Initiativen. Inmitten von Detroits Industrieruinen entsteht eine urbane Landwirtschaft, in Kopenhagen will man bis zum Jahr 2025 vollkommen autark von fossiler Energie sein und im englischen Bristol hat man eine lokale Parallelwährung eingeführt, von der für die Betriebe vor Ort ganz neue Impulse ausgehen. Die Botschaft ist klar: Der Wandel beginnt bei uns. Nur auf die erhofften Veränderungen in Politik und Wirtschaft zu warten, dafür bleibt längst keine Zeit mehr.
 
Obgleich Laurent und Dion neben vielen engagierten Menschen auch immer wieder Experten und Wissenschaftler zu Wort kommen lassen, bemühen sie sich doch um einen persönlichen, möglichst verständlichen Zugang. Ihr Antrieb für den unter anderem mittels Crowdfunding finanzierten Film sei vor allem ihr Elternsein und die Frage nach der Zukunft ihrer Kinder gewesen. Statt unzähliger Daten und Fakten – diese werden eher sparsam eingesetzt – dominiert hier der Blick auf das konkrete Projekt. Die mit den verträumten, manchmal etwas zu plakativen Folk-Songs von Fredrika Stahl unterlegten Bildmontagen erzeugen trotz des ernsten Hintergrunds fast schon eine Wohlfühlatmosphäre. Wo andere, inhaltlich durchaus verwandte Dokumentationen hauptsächlich Probleme und Missstände aufzeigen, konzentrieren sich Laurent und Dion auf Lösungsansätze. Ihr Film ist optimistisch und fordert ohne allzu übertriebene Didaktik zum persönlichen Engagement auf.
 
Das Grundproblem, dass der Film mit seinen Thesen von „Think Local“ bis hin zum Plädoyer für ein gerechteres Wirtschaftssystem hauptsächlich diejenigen erreichen dürfte, die ohnehin schon so denken, bleibt allerdings bestehen. Selbst wenn die Macher „Tomorrow“ nicht als „Öko-Dokumentarfilm“ verstehen, so lässt sich der grüne, kapitalismuskritische Anstrich zu keiner Zeit leugnen oder übersehen. Mit bislang über 800.000 Kinozuschauern allein Frankreich scheint das Thema aber bei vielen, insbesondere jungen Menschen einen Nerv getroffen zu haben.
 
Marcus Wessel

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AB 6 JAHREN / 118 MINUTEN
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