Thema 3 - Synchro Sytem - II
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Synchronisieren! Pan-afrikanische Filmnetzwerke
Das Kino wird in weiten Teilen der Welt durch Netzwerke getragen in der Produktion und dem Vertrieb von Filmen ebenso wie in der Organisation von Festivals, Workshops, Screenings oder anderen Plattformen. Dies gilt umso mehr im afrikanischen/diasporischen Kino. Hier haben Filmemacher*innen seit seinen Anfängen in den 1960ern über Jahrzehnte innovative Infrastrukturen entwickelt, polyzentrische pan-afrikanische Netzwerke gebildet, neue, flexible Arbeitsmodelle gefunden. Was lange als labil und marktinkompatibel eingestuft wurde, zeigt sich zunehmend als wegweisende Arbeitsweise im Hinblick auf zukünftige Strategien des Kinos insgesamt.
In Filmprogrammen und einer Podiumsdiskussion und mit zahlreichen Gästen wirft unser diesjähriges Themenprogramm Synchronisieren! Pan-afrikanische Filmnetzwerke einen Blick auf diese Strukturen und Zusammenhänge. Ausgangspunkt sind dabei Orte, die zeitweise zu Drehkreuzen und Magnetfeldern im polyzentrischen pan-afrikanischen Netzwerk werden. Etwa das Filmfestival in Ouagadougou (FESPACO), das seit seiner Gründung 1969 alle zwei Jahre erneut zum unverzichtbaren Treffpunkt wird für die Filmszene des Kontinents und der Diaspora sowie für das Publikum, um Debatten, neueste Gerüchte und (Film)Politik zu synchronisieren. Oder die Journées Cinématographiques de Carthage, bereits 1966 initiiert und geprägt durch den Filmkritiker Tahar Cheriaa, dessen Blick von Tunesien aus sich eben nicht dem Norden, sondern systematisch dem Süden zuwandte. Aber auch die gigantischen pan-afrikanischen Kulturfestivals in Algier (PACF 1969) oder Lagos (FESTAC 1977) mobilisierten, verdichteten und zelebrierten über nur wenige Wochen sämtliche kreativen Kräfte. Der katalysierende Zündstoff dieser Zusammenkünfte hatte lange Nachwirkungen und ist mittlerweile Gegenstand künstlerischer Forschung. Diese Festivals fanden aber auch Nachhall in Mailand, London, Tashkent, Moskau, Toronto, New York und andernorts, setzten eigene Impulse und öffneten Fenster auf parallele Festival-, Film- und Produktionsgeschichten.
Das Themenprogramm Synchronisieren! Pan-afrikanische Filmnetzwerke bildet diese Geschichte nicht nur ab, sondern setzt sie ein Stück weit fort. Mit Filmemacher*innen einer jüngeren Generation aus Berlin, London, Paris, Tunis, Yaoundé, Dakar, Nouakchott und Kairo gibt es in Oberhausen für einige Tage die Gelegenheit, sich zu synchronisieren, voneinander zu lernen und das Netzwerk zu erweitern.
Die Kuratorinnen:
Kuratiert von Marie-Hélène Gutberlet, Professorin für Film, HfG Offenbach und freie Kuratorin, und Annett Busch, freie Kuratorinund Autorin (beide Women on Aeroplanes, Frankfurt/Main & Trondheim), in Kollaboration mit DOX BOX Berlin. Das Programm wird mit Mitteln im Programm Künstlerkontakte des Instituts für Auslandsbeziehungen, ifa, Stuttgart gefördert/unterstützt.
Quelle: www.kurzfilmtage.de