SUBURBICON

US · 2017 · Laufzeit: 105 Min. · FSK:16 Jahre · Komödie · Darsteller: Matt Damon, Julianne Moore, Woody Harrelson u.a.

Ein nicht verfilmtes Drehbuch der Coen Brüder ist die Basis für George Clooneys neuen Film „Suburbicon“, der versucht, die Sensibilitäten völlig unterschiedlicher Filmemacher unter einen Hut zu bringen. Allzu deutlich sind die politischen Implikationen der Kleinstadt-Geschichte, die zwar in den biederen 50er Jahren spielt, aber vor allem von der Zerrissenheit des gegenwärtigen Amerikas erzählen will.

Quelle: www.programmkino.de

Suburbicon: Eine makellose Kleinstadt, bewohnt von 60.000 Menschen, die sich allesamt für gute Amerikaner halten. Doch hinter der Idylle lauern – man ahnt es – Abgründe. Zunächst scheint das Grauen jedoch von außerhalb in das Leben der Lodges einzudringen: Zwei Männer überfallen die Familie und betäuben Gardner (Matt Damon), seine seit einem Unfall im Rollstuhl sitzende Frau Rose (Julianne Moore), ihren Sohn Nicky (Noah Jupe) und Rose Schwester Margaret (ebenfalls Julianne Moore). Während Gardner, Nicky und Margaret mit dem Schrecken davon kommen, stirbt Rose, zum nur scheinbaren Bedauern ihres Mannes.
Dass dieser den Überfall fingiert hat, um die Versicherungssumme zu kassieren und endlich mit Rose zusammen sein zu können, wird schnell deutlich, allerdings auch dem Versicherungsagenten Roger (Oscar Isaac). Während sich die privaten Probleme der Gardners immer mehr zuspitzen, eskaliert auf der anderen Straßenseite ein ganz anderer Konflikt: Dort sind die ersten schwarzen Bewohner der Stadt eingezogen und werden von einem zunehmend aggressiver werdenden Mob bedroht.
Lange Zeit schneidet Clooney zwischen diesen beiden Erzählsträngen hin und her, die wirken, als wären sie aus zwei unterschiedlichen Filmen. Überdeutlich spürt man hier, welche Ebene einst der Kern des Drehbuchs der Coen-Brüder war, das diese Ende der 80er Jahre allerdings beiseite gelegt hatten bzw. zu einem ihrer Meisterwerke weiter entwickelten. Wie Brüder im Geiste wirken der von Matt Damon gespielte Gardner und die ebenso unbedarften Figuren, die ihn umgeben, zu denen aus „Fargo“, der die Reputation der Coens endgültig zementierte. Das Problem ist nur, dass Clooney keinerlei Interesse daran hat, diese Figuren ähnlich satirisch zu überhöhen, wie es das Markenzeichen der Coens ist, bei denen er selbst schon etliche Male als Schauspieler agierte. Im Gegensatz zu den kühlen, ja unterkühlten, meist auch zynischen Coen-Brüdern, deren Blick auf die Welt von Pessimismus und Fatalismus geprägt ist, ist Clooney ein Moralist.
Wo die Coens, auch in einem Period-Piece wie etwa „A Serious Man“ stets universell erzählen, auf grundsätzliche Themen über das Wesen der Menschen abzielen, geht es Clooney um ganz konkrete moralische Fragen. Denn auch wenn „Suburbicon“ 1959 spielt, ist er unübersehbar ein Film aus und über die Gegenwart. Auch wenn er schon in der Mache war, als eine Präsidentschaft Donald Trumps noch wie eine absurde Wahnvorstellung wirkte, erzählt er doch von genau den Zuständen, die Amerika in den letzten Jahren zunehmend auseinander zu reißen drohen: Rassenhass, Vorurteile, Mauern in den Köpfen und in der Realität, eine Welt, die von Profitgier, Egoismus und Oberflächlichkeit geprägt ist.
Relevante, lohnenswerte Themen sind das ohne Frage, doch Clooney nutzt sie nicht. Statt dessen verliert er sich in einer zunehmend absurden Geschichte, deren Wendungen bald nicht mehr ernst genommen werden können, während die andere Ebene des Films – die der vom Mob bedrohten schwarzen Bewohner – unbedingt ernst genommen werden will. Wenn Clooney dann auch noch einen Moment der Versöhnung behauptet und den weißen mit einem schwarzen Jungen Ball spielen lässt, auch noch über einen Zaun hinweg, ist „Suburbicon“ endgültig zur moralinsauren Geschichte geworden, die allzu sehr von ihrer eigenen Bedeutung überzeugt ist.
 
Michael Meyns

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AB 16 JAHREN / 106 MINUTEN
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