LUCKY LOSER
DE · 2017 · Laufzeit 94 Minuten · FSK 0 · Komödie · Darsteller: Annette Frier, Peter Trabner, Kai Wiesinger, Emma Bading, Elvis Clausen u.a.
Mit Silvi und Familienfieber etablierte sich Nico Sommer als Regisseur des so genannten German Mumblecore, dessen Vertreter auf Improvisationen schwören. Seine neue Tragikomödie Lucky Loser entstand nun zwar nach Drehbuch, doch Sommer bleibt auch dem Improvisieren gegenüber aufgeschlossen. Der aus Dicke Mädchen und Alki Alki von Axel Ranisch bekannte Hauptdarsteller Peter Trabner brilliert in seiner Paraderolle als sympathischer Verlierer und überspielt die konventionelle Anlage des Campingplatz-Films.
Quelle: www.programmkino.de
Eigentlich wollten Mike (Peter Trabner) und seine Claudia (Annette Frier) nur eine Beziehungspause einlegen. Die dauert nun aber schon neun Jahre. Für alle ist klar, dass die Pause zur Trennung wurde, immerhin lebt Claudia längst mit Thomas (Kai Wiesinger) zusammen und ihre einzige Verbindung zu Mike ist die gemeinsame 15-jährige Tochter Hannah (Emma Bading). Doch Mike will seine Ex nach wie vor zurückgewinnen. Während Claudia vor ihrer Beförderung zur Chefärztin steht, bekommt Mike sein Leben nicht auf die Reihe. Der Job in der Autowaschanlage ist suboptimal, und noch dazu verliert er seine Wohnung, weil er die Mietkündigung nicht fristgerecht anfechtet.
Als Hannah nach einem Streit mit ihrem Stiefvater zu Mike ziehen will, möchte der seine Wohnungslosigkeit verheimlichen, borgt sich einen alten Wohnwagen und fährt mit Hannah zum Campen nach Brandenburg. Unerwartet taucht dort Hannahs neuer Freund Otto (Elvis Clausen) auf. Dass Otto dunkelhäutig ist, stört Mike nicht, dass er doppelt so alt wie Hannah, schon eher. Trotzdem arrangiert sich Mike mit der Situation, die eine Wendung nimmt, als Claudia auf dem Campingplatz nach dem Rechten sieht. Schnell erkennt Mike seine Chance, die alte Liebe neu zu entfachen.
Seit seinem Kinodebüt „Silvi“ gilt Regisseur Nico Sommer als Teil des German Mumblecore, einer Spielart des jungen deutschen Films, die mit geringen Budgets hantiert und unter Verzicht auf ein klassisches Skript auf Improvisationen setzt. „Lucky Loser“ drehte Nico Sommer nun nach Drehbuch, was den pointierten Dialogen durchaus anzumerken ist: weniger Alltagssprache, mehr Wortwitz. Trotzdem nimmt er von den Mumblecore-Wurzeln mehr mit als seinen Dauerhauptdarsteller Peter Trabner, nämlich die große Nähe zu den Figuren und das aufrichtige Interesse an ihren Konflikten. Mit Ausnahme vom spießigen Thomas vielleicht, wird hier niemand vorgeführt.
Im letzten Drittel hängt „Lucky Loser“ etwas durch. Hier rächt sich, dass die Rahmenhandlung von Beginn an sehr vorhersehbar abläuft. Das stört allerdings kaum, wenn man den liebenswerten Figuren folgt, die mit Annette Frier („Danni Lowinski“), Emma Bading („Halbschatten“) oder Elvis Clausen („Coming In“) passend besetzt sind. Vor allem der gewohnt imposante Peter Trabner haucht seiner Paraderolle als Versager und Lebenskünstler viel echtes Leben ein, und drückt den Drehbuchzeilen seinen eigenen Stempel auf.
Christian Horn
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