BLEED FOR THIS

US · 2016 · Filmlänge: 117 Min. · FSK 12 J. · Drama, Sportfilm · Darsteller: Miles Teller, Aaron Eckhart, Katey Sagal u.a.

Auf den ersten Blick ein Boxfilm ist Ben Youngers „Bleed for This“ doch vor allem ein Film über Willensstärke, Sturheit und Nichtaufgeben. Lose auf dem Leben des Boxers Vinny Pazienza basierend, der nach einem Genickbruch vor dem Ende seiner Karriere steht, aber trotz aller Widerstände nie aufgibt, entwickelt sich „Bleed for This“ zwar nicht frei von Boxfilm-Klischees, überzeugt jedoch vor allem außerhalb des Rings als authentisch wirkendes Drama.

 

 

Quelle: www.programmkino.de


1988 steht der Leichtgewichtsboxer Vinny Pazienza (Miles Teller), genannt „Paz“, vor dem Ende seiner Karriere. Ausgelaugt hat er den Kampf verloren, so deutlich, dass auch sein Promoter Lou Duva (Ted Levine) glaubt, es sei genug. Doch dann taucht Kevin Rooney (Aaron Eckhart) in Paz Leben auf, ein Boxtrainer, der einst Mike Tyson betreute, nun allerdings mit Alkoholproblemen zu kämpfen hat.
 
Ein Duo aus zwei ehemals viel versprechenden Talenten kommt hier zusammen, die Paz zum Triumph, zum Weltmeistertitel führen. Doch kurz nach dem Sieg bricht sich Paz bei einem Autounfall das Genick, liegt schwer verwundet im Krankenhaus und wird nie wieder boxen. Das zumindest ist die Meinung der Ärzte, seiner Familie, ja selbst seines Trainers. Allein Paz gibt den Glauben an sich und seine Stärke nicht auf, bekommt ein martialisch wirkendes Gerät angebracht, das seinen Kopf fest an den Körper schraubt und beginnt heimlich mit dem Training: Bis am Ende eines der größten Comebacks der Boxgeschichte steht.
 
Auch „Bleed for This“ krankt bisweilen an einem Problem, dem kein moderner Boxfilm entkommen kann: Der Vergleich zu berühmten Vorbildern des Genres, zu „Raging Bull“ und „Rocky“, die Maßstäbe gesetzt haben, an denen jeder Nachfolger gemessen wird. Dass das Boxgenre zudem im Prinzip immer wieder die selbe Geschichte erzählt, immer wieder die Muster vom Einzelkämpfer variiert, der im Ring, der als Metapher für das Leben fungiert, über sich hinaus wächst, macht es schwer, originell zu sein.
 
Dass es für männliche Darsteller dennoch so verführerisch ist, einen Boxer zu spielen, liegt auf der Hand: Sie können zeigen, zu welcher körperlichen Wandelbarkeit sie in der Lage sind, gerade wenn wie im Fall von Vinny Paz eine lange Genesungsphase unter extremen Bedingungen geradezu zu großem Schauspielen einlädt. So spielt sich auch hier Miles Teller die Seele aus dem Leib, zeigt seinen Vinny als stets an sich glaubenden, etwas arroganten, jedoch grundsympathischen Helden, der gegen alle Widerstände wieder in den Ring zurückkehrt.
 
Dort findet Ben Younger - fraglos auch durch ein sehr geringes Budget - kaum interessante Bilder, was aber auch passt, denn das eigentlich interessante an „Bleed for This“ spielt sich außerhalb des Rings ab. Liebevoll wurde die Welt der späten 80er und frühen 90er Jahre nachgestellt, die gerade im Amerika abseits der Metropolen von Modesünden wie ausgewaschenen Jeans, Ballonjacken und unfassbar auftoupierten Frisuren geprägt war. Ganz beiläufig lässt Younger hier einen sozialen Mikrokosmos entstehen, erzählt er von der Realität und den Träumen der Arbeiterklasse Amerikas, die mit ihrem ganz eigenen Stolz ihren Platz in der amerikanischen Gesellschaft suchen. Eine Ode an den amerikanischen Traum ist „Bleed for This“ dann allerdings nur unterschwellig, konsequent verkneift sich Younger jede Gelegenheit, Vinny Paz und seinen Glauben an die eigene Stärke zu verklären. Ein roher, kleiner Film ist „Bleed for This“ am Ende geworden, der dem Boxfilm-Genre zwar nicht wirklich etwas Neues hinzufügen kann, aber im engen Rahmen des Genres einen eigenen Platz findet.
 
Michael Meyns

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AB 12 JAHREN / 117 MINUTEN
Filmplakat des Films BLEED FOR THIS